Niedersachsen 11.Juli 2015
Rundlingsmuseum Lübeln
Als ich mir Lübeln in Google Earth anschaute, sah ich auch, dass die dort ein Museum betreiben. Das Museum hatte ich schnell wieder vergessen, weil...ja warum eigentlich? Museum hört sich halt erst einmal langweilig an. Vor Ort sehen wir dann das Museum und schnallen es dort, das es sich um ein Freilichtmuseum handelt, also genau so was, was der alte Mann mag. Wir zahlten die 4,-€ Eintritt pro Person. Im Eingangshaus hatten die eine kleine Ausstellung, die definitiv nicht unser Ding war. Auf uns wirkte das etwas mölig und wie gewollt und nicht gekonnt. Draußen im Freigelände sollte sich das schnell ändern.
Foto - der 1887 erbaute Pferde- und Schweinestall. Das Teil schimpft sich heute Trachtenhaus, weil darin diverse Trachten von anno dunnemals gezeigt werden.
Rundlingsmuseum Lübeln
Klar waren mir die Liebestöter auf der Wäscheleine sofort aufgefallen. 
Blick in das Trachtenhaus. Diese kleine Ausstellung war richtig gut gemacht. Die Püppchen drehten sich auf Knopfdruck. Wir konnten so die Trachten von allen Seiten anschauen. Im Nachbarraum stand ein Kleiderschrank, bei dem die teils offenen Schubladen und Schrankfächer verglast und beleuchtet waren. Fand ich auch toll, denn so konnte man in das Innere der Schränke schauen ohne das der Inhalt verstaubt oder von bösen Buben aus versehen eingesteckt wird.
Rundlingsdorfmuseum Lübeln 
Das Heimathaus hier auf dem Bild, wurde an dieser Stelle 1733 gebaut.
 Rundlingsmuseum Lübeln
Das Heimathaus befindet sich außen wie innen im historischen Zustand. Hier auf dem Bild die offene Feuerstelle, die sich immer am Ende der Diele eines Hallenhauses befand. Hinter der Kochstelle lagen die gute Stube und die Schlafräume. Die Kochstelle hatte keinen Schornstein, weshalb es sich hier um ein so genanntes Rauchhaus handelt, welche hier früher üblich waren. Der Qualm vom Feuer wirkte sich positiv auf das Fachwerk und den Dachstuhl aus, denn bei dem Gestank traute sich kein Ungeziefer an das Holz. Nebenbei wurde das Getreide im Obergeschoss getrocknet und Würste und Schinken durch den Rauch haltbar gemacht. Gesund war das Leben damals natürlich nicht. Viel Wärme brachte so ein Feuer auch nicht, denn die Häuser waren schlecht isoliert. Im Winter war es daher normal, dass im Haus auch Minusgrade vorkamen. Nur in unmittelbarer Nähe vom Feuer war es etwas wärmer.
Wer Pferde und Kühe besaß hatte es noch etwas besser, denn deren Körperwärme heizten mit. Ist wirklich so. Ich hab euch doch erzählt, das wir früher Scheine hatten. Die Ställe, welche auch nur aus Fachwerk mit Lehmfüllung bestanden, waren selbst im Winter innen schön warm. Übrigens Schweine wurden damals nicht im Haupthaus, sondern in extra Schweineställen gehalten, denn deren Gestank musste man nicht auch noch haben.
 Rundlingsmuseum Lübeln
Das Backhaus ist ein Nachbau aus dem Jahr 1977, aber ganz nach dem Original, welches vor über 100 Jahren abgefackelt st.
 Rundlingsmuseum Lübeln
Hier hab ich auch wieder dazu gelernt. Ich dachte bis dato, dass die Leute früher den Honig wie wir heute genutzt haben. Nee das war ein billiger Zuckerersatz, denn Zucker war damals für die normale Bevölkerung viel zu teuer.
 Rundlingsmuseum Lübeln
Blick in einen bäuerlichen Kräutergarten. 
 Rundlingsmuseum Lübeln
Das hier war mal ein Stall, der um 1750 im nahen Gühlitz gebaut wurde. Dort wurde das Teil nicht mehr gebraucht, vorsichtig abgetragen und hier 1990 wieder aufgebaut.
 Rundlingsmuseum Lübeln
Auch diese Stellmacherei wurde an anderer Stelle abgetragen und hier wieder aufgebaut. sie ist komplett eingerichtet mit allem was ein Stellmacher so brauchte. Frag mal heute die Jugend was ein Stellmacher ist. Die gucken dich fragend mit ihren Kulleraugen an. 
 Rundlingsmuseum Lübeln
Blick in die Stellmacherei. 
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Hier der Giebel der Stellmacherei, der mir besonders gefiel. 
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Diese 1852 in Güstritz gebaute Durchfahrtscheune wurde 1991 hier im Museum Lübeln wieder aufgebaut. Einen Teil der Kosten übernahm die EU. Taugt der Verein also doch zu was.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
In der Durchfahrtsscheune befindet sich eine Ausstellung zum Thema Rundlinge. 
 
Keine Ahnung ob das Ding hier früher üblich war. Ich jedenfalls, schreibe meine Wünsche noch immer an den Weihnachtsmann. 
 
Das hier ist das Parum Schultze Haus, welches 1710 in Süthen gebaut wurde und 1987 hier hergeholt wurde.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Johann Parum Schultze war ein Dorfchronist, der in seinen Schriften vor allem den bäuerlichen Alltag der Wenden für die Nachwelt festhielt.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Blick in das Parum Schultze Haus, in dem sich auch eine kleine Ausstellung über das Wirken von Johann Parum Schultze befindet. 
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Die Dorfschmiede wurde um 1850 in Prisser gebaut und 1987 hier neu aufgebaut.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Auch die Schmiede ist komplett eingerichtet und voll funktionsfähig. 
 
Da scheint jemand sein Handwerk zu lieben. 
 
Das Wetter machte was es wollte...halt wie immer. Nee wir hatten schon noch Glück, auch wenn es sich langsam aber sicher immer mehr zu zog.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
An der Rückseite des Heimathaus entdeckten wir einen wunderschönen Bauerngarten. 
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Der Kerl war maulfaul...sagte keinen Ton. 
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Der Bauerngarten war wie früher üblich mit einem Flechtzaun umgeben, der kleine Räuber und das eigene Vieh von den Pflanzen fern halten sollte. 
 
Ja ok gegen diesen Räuber hilft auch kein Zaun. Der Dussel hatte sich verlaufen und versuchte an diversen Stellen im Rasen einen Weg Nachhause zu finden. So einfach war das nicht, denn der Boden war wegen der vielen Besucher stark verdichtet.  
 
Jo das war das Rundlingsmuseum Lübeln, ein voller Erfolg. Dieser Ort verlangt regelrecht nach einem weiteren Besuch unsererseits. Auch euch können wir nur empfehlen da mal vorbei zu schauen. Bisschen erstaunt waren wir darüber, dass wir scheinbar die einzigen Besucher an diesem Vormittag waren. In Lübeln selbst waren paar mehr Leute unterwegs. Ich habe aber eine Vermutung. Das Wort Freilichtmuseum liest man hier nirgendwo. Auch wir haben das nur Dank unserer Neugierde heraus gefunden. Geht man draußen vorbei, denkt man, dass es sich hier um ein Dorfmuseum und nebenan und einen ganz normalen Bauernhof handelt. Und wie gesagt, das Wort Museum verbinden viele Leute erst einmal mit langweilig. Ich würde den Betreibern dringend empfehlen das Wort Freilichtmuseum etwas größer irgendwohin zu nageln und am besten gleich noch einmal am Parkplatz.
 Rundlingsdorfmuseum Lübeln
Auf dem Parkplatz gab es dann Mittagessen...wenn man das so nennen kann. Jeder bekam ein Körnerbrötchen und zwei kalte Wiener Würstchen. Für den Luxus hatten wir sogar Senf dabei.
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