Tour durch den Westen der USA im Herbst 2018
10.10.2018 - 13.Tag Canyon de Chelly Privat Tour
Vom Spider Rock bis zum Holliday Inn wo sich die Texaner mit mir treffen wollten, waren es 27 Kilometer. Ich hatte gerade einmal 19 Minuten Zeit. Fragt nicht, aber ich war Punkt 13.00Uhr auf dem Parkplatz vom Hotel. Ja ich schäme mich und ich mach das nie wieder.
Ja ich war da, aber sonst kein Mensch, auch kein Fahrzeug, was nach einer Tour aussehen könnte. War ich etwa zu spät?
Plötzlich ging alles sehr schnell, ein weinroter Jeep Wrangler fuhr vor und im gleichen Augenblick verließ der Mann den ich heute Morgen getroffen hatte mit einer Frau das Hotel. Ich zu denen hin. Der Mann hat mir seine Frau vorgestellt und sagte mir, dass er sich freut, dass ich gekommen wäre. Unserem Tour Guide teilte er mit, dass ich sein Gast aus Deutschland wäre. Ich all meinen Kameraplunder in den Jeep umgeladen und schon ging das los. Foto - Canyon de Chelly National Monument
Canyon de Chelly Privat Tour
Das Fahrzeug war ein höher gelegter Jeep Wrangler. Ich mit meinen 1,80 Meter hatte mächtig Schwierigkeiten da rein zu kommen. Kaum im Canyon setzte bei mir ein Dauergrinsen ein. Ich saß hinten links und beobachtete den Schlamm, der vom Vorderrad hoch geschmissen wurde und an meinem Fenster vorbei flog. Foto - Petroglyphen im Canyon de Chelly
Canyon de Chelly Privat Tour
Bis zum ersten Halt waren es nur wenige Minuten. Wir stiegen an einem Felsen voller Petroglyphen aus. Ich muss dazu sagen, dass ich keinen blassen Schimmer von der Tour hatte. Natürlich hoffte ich, dass wir nicht nur fahren würden und ich auch die Chance auf paar Erinnerungsbildchen bekommen würde.
Unser Guide war ein Navajo. Er zeigte uns die Malereien seiner Vorfahren. Mir war sofort aufgefallen, dass hier keine Schusslöcher und Schmierereien aus der Neuzeit vorhanden waren. Ich frage mich, wie das wäre, wenn der Canyon frei zugänglich für jeden wäre.
Canyon de Chelly Privat Tour
Außer unserem Fahrzeug habe ich nur ein weiteres gesehen, was eine Zeit lang in unserer Nähe blieb.
Canyon de Chelly Privat Tour
Ganz oben an der Canyon Wand zeigte uns der Navajo eine menschliche Figur, die vom abfließenden Regenwasser gebildet wurde.
Nächster Halt war wieder ein großer roter Felsen voller Petroglyphen.
Canyon de Chelly Privat Tour
Die Firma mit der wir im Canyon unterwegs waren hieß Beauty Way Jeep Tours und unser Tour Guide TJ Hunter. Hier zeigte uns TJ was passiert wenn man die Läuse an den Feigenkakteen zerreibt. Er erzählte uns, dass diese Viecher von Firmen aus Europa gekauft werden weil sie die Farbe zur Herstellung von Lippenstiften nutzen.
Die Anzahl an Petroglyphen hier unten im Canyon war enorm.
Vereinzelt stand Wasser im Canyon. Im Winter soll das hier fast durchweg fließen, im Sommer eher unter dem Sand.
Bei diesen drei Pferden mit Reitern begeisterte mich die Details.
TJ zeigte uns wie seine Vorfahren früher gejagt haben. Jo ich dachte auch immer Pfeil und Bogen. Es war erstaunlich wie weit und wie genau er damit die Pfeile schleudern konnte.
TJ berichtete uns von seiner Kindheit. Er war hier im Canyon geboren und aufgewachsen. Er berichtete von seinem Schulweg, der sehr anstrengend war, für ihn als Kind aber eher ein Abenteuer war.
Foto - das ist die First Ruin die ich heute schon vom Junction Overlook  sehen konnte. Schaut euch mal die Masse an Felszeichnungen oberhalb der Ruine an.
Na erkennt ihr die Ruine?
Hier ist sie besser zu sehen. Das ist Junction Ruin, die man auch von oben sehen kann.
Dann wurde der Olle ganz aufgeregt, denn schon vom weiten erkannte ich das White House. Ich hoffte natürlich, dass wir dort hinfahren und halten würden.
TJ enttäuschte uns nicht. Wir durften ganz dicht ran an die Ruinen.
Er machte uns auf sehr kleine Pictographs aufmerksam. Hier habe ich dann doch ein paar Einschusslöcher entdeckt. Ob die nun von den Spaniern herrührten die auch hier im Canyon de Chelly gewütet und gemordet haben oder ob sie neueren Datums sind, wusste TJ auch nicht. Das unten ist doch ein Road Runner...meep meep. Als Kind habe ich gerne Road Runner und Wile E. Coyote geguckt.
Panorama - der obere Teil der White House Ruins
Hier auf dem Foto sieht man die kompletten White House Ruinen.
Der Name White House rührt von der weißen Putzschicht im oberen Bereich dieser Ruine. Die da reingeritzten Namen stammen von Entdeckern die sich hier verewigen "mussten".
Im Bereich der White House Ruins war etwas mehr los. Ein paar Einheimische boten hier ihre Waren an. Zwei Wanderer, die vom Aussichtspunkt herab gestiegen sind waren auch noch dort. Da gibt es auch die einzigen öffentlichen Toiletten im Cnayon.
Wir gingen dann etwas abseits der Ruinen noch ein paar Pictographs anschauen. TJ hat uns zwar erklärt, was die bedeuten, aber das hat der alte Mann alles vergessen. Mein Kopf war wegen der Masse an Eindrücken eh überfordert. Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht meinen kleinen Freund mitnehmen, dem ich all meine Gedanken und was weiß ich anvertraue. Die Tonaufnahmen hätten mir jetzt weiterhelfen können.
TJ fragte uns dann, ob wir Lust hätten ml bei jemanden privat vorbei zu schauen, der hier im Canyon lebt. Meine beiden Texas Freunde nickten und ich war natürlich auch einverstanden. Ganz ehrlich, ich hatte Null Plan was jetzt kommt. Wir verließen den Wash und fuhren auf eine kleine Farm, wo zwei bescheidene Hütten standen.
TJ ging mit uns in die eine Hütte rein, die nur aus einem Raum bestand. Drinnen saß eine ältere Navajo, die am Spinnen war. Mein erster Gedanke: "Mann ist das warm hier". Ich fragte mich woher die Wärme käme, bemerkte dann aber den eisernen Küchenherd (links im Bild). Mein nächster Gedanke, haben die hier so viel Holz, denn die Hütte stand die ganze Zeit offen.
Ich schaute mich vorsichtig in der Hütte um und bemerkte wie bescheiden die Einrichtung war. Ich traute mich erst gar nicht die Navajo Oma anzusprechen, weshalb ich TJ fragte, ob ich ein Foto machen darf. Der nickte freundlich.
Ich hatte anfangs totale Berührungsängste. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten soll. Wir sollten uns setzen und sie spann weiter ihre Schafswolle und dieses ganz ohne Spinnrad. Sie hatte da so einen Stock auf dem die gesponnene Wolle aufgewickelt war und den ließ sie ab und an hängen und drehte ihn dabei.
Sie gab uns die Wolle zum Anfassen. Sie sagte, dass die Wolle erst nach dem Spinnen gewaschen wird. Ich hielt meine Nase an die Wolle und sagte, dass es nach Schaf riecht. Sie nickte. Ich sagte dann noch, dass wir in Deutschland unbehandelte Wolle zur Heilbehandlung nutzen, wenn jemand wund gelegen ist. Sie sagte, dass das hier genauso wäre. Jo ich wusste das von Tantchens Pflege. Sie war mal an den Hacken wund und irgendwer hatte uns geraten unbehandelte Schafswolle zu nehmen, was auch wirklich sehr schnell half.
Die Omi fragte ob wir sehen wollen, was sie mit der wolle macht. Wir antworteten alle freudig strahlen "yes". Sie nahm einen Wollekamm womit sie aus einem Haufen Wolle Fäden zog, die dadurch glättete und dies Wollfasern formte sie zu kleinen Wollklumpen die sie dann zum Spinnen nahm. Dann zeigten sie uns die Seife, mit der die Wolle reinigt und die Farben womit die Wolle gefärbt wird.
Ich kümmerte mich nebenbei um ihre Katze, die neben mir auf der Couch lag. Ich musste gleich wieder an unseren Gustav denken, der vor kurzem gestorben war. Wir nannten ihn immer Onkel Uhu, weil er oft wie ein Uhu guckte, etwas grimmig und schlecht gelaunt. Wir waren uns aber alle einig, dass wir Gustav nur missverstanden haben und er ein lieber Kerl war.
Die Katze der Navajo ließ sich alles von mir gefallen. Ich merkte, dass die Texaner da eher reserviert waren. Da fällt mir ein, der Mann und ich wir saßen auf der Couch, die auch das Bett der Oma war. Tagsüber packt sie die Zudecke und Kopfkissen hinter die Couch, so dass man darauf sitzen kann.
Sie erzählte dann aus ihrem Leben. Sie ist hier im Canyon geboren und will hier auch sterben. Sie zeigte uns ein Foto von ihren Kindern und Enkelkindern.
Strom gab es keinen in der Hütte. Sie hatte aber mehrere Batteriebetriebene Lampen an Wand und Decke hängen. Ein Kühlschrank war Fehlanzeige. Ihre Oberbekleidung hang einfach auf einer Stange in einer Ecke. Wir drei guckten uns an und vor allem ich war extrem gerührt. Meine Texaner merkten, dass ich Pippi in den Augen hatte. Wir waren uns einig, dass wir gerade in einer anderen Welt waren. Ich konnte nicht mehr sprechen. Die Frau aus Texas sprach weiter mit der Navajo.
Sie setze sich dann an einen Webrahmen und führte uns vor, wie sie aus der fertigen Wolle Teppich herstellte. Sie zeigte uns vier fertige, etwa 40 x 60 cm große Teppiche. Sie sagte, dass sie die für einen Großhändler macht, der ihr die regelmäßig abnimmt. Ja und da machte ich einen großen Fehler. Ich Trottel fragte nicht, was so ein Wandteppich kosten würde, denn so günstig wie hier würde ich den woanders nicht bekommen, wo noch diverse Zwischenhändler ihren Preis mit drauf schlagen. Ja ich Idiot, denn da waren zwei, die mir ausgezeichnet gefallen haben. Einer von den hätte sehr gut in unsere Ecke mit indianischer Kunst gepasst.
Übrigens der Fußboden der Hütte war aus Lehm, der mit mehreren Teppichen, auch welchen aus Wolle belegt war. In einer Ecke auf einer kleinen Anrichte standen Milch eine Packung Eier aus dem Supermarkt, eine Tüte mit Brot, Gewürze und mir unbekannter Kram.
Ich saß da und war immer noch sprachlos, wie bescheiden die ältere Dame hier alleine lebt. Ganz allein ist sie nicht, denn eines ihrer Kinder mit Partner wohnen in der anderen Hütte nebenan, die etwas größer war, aber nicht wirklich luxuriöser aussah.
Nach einer knappen Stunde meinte TJ, dass wir gehen sollten. Meine Texaner steckten der Navajo 10,- zu, von mir bekam sie noch weitere 10,-. Wir bedankten uns bei ihr und verabschiedeten uns. Auch TJ dankten wir für diese Erfahrung. Er erzählte uns später, dass sie keine Verwandte, aber eine Bekannte der Family wäre und er hin und wieder während einer Tour dort vorbei schaut um die Dame halt mit dem Trinkgeld zu unterstützen.
Als wir im Auto saßen sprach ich die beiden Texaner an. Ich sagten ihnen dass ich ihnen unendlich dankbar bin und ich immer noch damit zu tun habe, das Gesehene zu verarbeiten.
TJ hatte inzwischen eine Steilwand im Canyon angesteuert die nach Westen ausgerichtet war und jetzt voll in der Sonne stand. Hier zeigte er uns weitere Pictographs wie dieses mit Pferd und Reiter.
Hier war auch gerade eine weitere Tour am Gucken. Vorne Links, das ist der Herr aus Texas, dem ich diese Tour verdanke. Ich habe leider kein weiteres Foto, von ihm oder seiner Frau, noch weiß ich deren Namen. Das einzige was ich weiß, dass sie aus Houston Texas kommen.
Das hier war übrigens unser Auto. Die Karre war zu beginn der Tour komplett sauber. TJ sagte noch, dass wir Glück hätten, denn wegen der Niederschläge in den letzten Tagen war es nicht so staubig im Canyon. Normal ist das zu dieser Jahreszeit anders. Er sagte aber auch, dass es auch ganz anders aussehen kann und das Wasser im Wash schon mal 3 Fuß hoch sein kann. Hmmm würde ich gerne mal sehen.
Hier an dieser Stelle war dann Schluss und wir fuhren zurück zum Hotel der Texaner. TJ bekam von mir 20,-$ Trinkgeld und den dankenden Händedruck eines deutschen Opas.
Ich fragte meine beiden Texaner, was ich denn jetzt zu zahlen hätte. Sie wollten von mir kein Geld haben und sagten, dass ich eingeladen wäre. Ich sagte ihnen, dass sie heute einen alten deutschen Mann glücklich gemacht hätten, wobei mir ein paar Tränen kullerten. Ich bedankte mich artig.
Die Frau fragte mich ob ich schon in Texas war. Ich sagte nur kurz im Paolo Duro Canyon. Sie meinte, dass ich unbedingt nach Houston fahren müsse, denn da wäre das wahre Texas und unglaublich schön. Ich versprach ihnen das bei einer meiner nächsten reisen zu tun. Wir verabschiedeten uns und ich dankte ihnen noch einmal.
Tja meine Gedanken zu all dem, kurze Zeit später im Auto verfasst, also noch brühwarme Erinnerungen könnt ihr hier hören. Für mich steht fest, dass Martina und ich so eine Tour mal zusammen mitmachen müssen. Vielleicht dann sogar bis zum Spider Rock. Jo und zum Preis, es gibt da Gruppentouren und eben private Touren. Die Preise fangen wohl bei 80,-$ pro Person an. Ich sag mal so, man gibt viel Geld für Blödsinn aus.
Ach noch ein Wort zu TJ. Wir haben wenn ich nicht irre, drei weitere Tourfahrzeuge gesehen. Immer wenn TJ uns irgendetwas außergewöhnliches vorgeführt hat, wie das mit den Pfeilen, blieb eine andere Tour stehen und schaute sich das mit an. TJ scheint einer der besseren Guides zu sein....so mein Eindruck.
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