2 Gringo's on Tour - Südwesten USA 2013
26.05.2013 - 18.Tag Winslow
Winslow war schnell erreicht. Als wir dort ankamen war es gegen halb vier.
Unser, im Navi eingespeichertes Motel, fanden wir nicht. An der Stelle, wo uns das Navi hinschickte, war ein ausgedientes Motel zu billigen Apartmentwohnungen umfunktioniert worden, dort sah es nicht gerade vertrauensvoll aus. Wir fuhren weiter in die „City“ ...
und landeten am „Corner Park“, was eigentlich nix weiter war als eine bemalte Kulissenwand mit einem Pick Up Truck davor.
Gegenüber war ein Souvenir Shop, bei dem den ganzen Tag die Eagles aus allen Lautsprechern dudelten.
Im Umkreis von 200m sah hier alles noch ganz passabel aus, aber weiter raus sollte man aus dem „Zentrum“ nicht.
Als netter, kleiner, kurzer Zwischenstopp auf der Durchfahrt wenn man eh vorbeifährt ist es hier allemal o.k., aber mehr muss man hier nicht!
Eigentlich hatten wir geplant bis Flagstaff auf der I40 durchzudüsen, aber kurz vor Beginn des Urlaubs hatte ich irgendwo im Web gelesen, dass am heutigen Tag ein PowWow hier in Winslow sein sollte, was uns bewegte hier zu übernachten.
Was ich bis jetzt so aus Thomas’ Reiseberichten kannte, weckte in uns schon lange den Wunsch so was auch mal live zu erleben.
Wir sind deshalb kurz entschlossen in den Souvenirladen rein und fragten die Verkäuferin ob die wisse wo das ist. Sie fragte nur „PowWow hier in Winslow?“ und schaute uns an wie die letzten Volldeppen, dann schrie sie nach jemanden und ein alter, bärtiger Opi kam von hinten vor, den fragte sie dann gleich und er meinte er hätte in einer Zeitung davon gelesen. Er holte diese auch gleich und suchte den Artikel. Das PowWow wäre heute, das ist richtig, ginge aber nur bis 4 PM. Bingo! Hauptgewinn! Wir hatten dann ja noch volle 5 Minuten zum hinfahren um pünktlich zum Schluss dort zu sein.
Gut, dann eben beim nächsten Urlaub!
Wir fragten die Tante im Laden gleich noch nach dem Motel und sie schwärmte gleich von einem liebevoll eingerichteten, schnucklichen, kleinen Motel, es wäre sozusagen ein Geheimtipp. Wir wären beim Verlassen der I40 lediglich falsch abgebogen, nicht nach links in Richtung Winslow, sondern es wäre rechts, die erste Straße nach der Tankstelle gewesen. Wir fanden es nach ihrer Beschreibung dann gleich auf Anhieb.
Hier Route 66 Delta Motel, Winslow angekommen klingelten wir an der Rezeptionstür, Chuck, ein weißhaariger, bärtiger alter Mann, hieß uns gleich willkommen. Er ging mit uns zu unserem Zimmer und brachte gleich für jeden von uns von seiner Frau selbstgebackene, super leckere Muffins mit, zu denen wir uns auf dem Zimmer gleich einen Kaffee bzw. ich mir wegen meiner Magenprobleme einen Tee machten. Danach eine kurze Siesta, da ich mich total kaputt fühlte.
Gegen Abend wollten wir was Essen gehen. Chuck sagte das wäre an einem Sonntag Abend hier gar nicht so einfach, das was er uns empfehlen würde hatte heute zu. Ihm fiel dann lediglich noch das Falcon Restaurant und Lounge an der Historic Route 66, 1113 East Second Street ein. Also fuhren wir gleich dort hin.
Immerhin saßen Einheimische drinnen, was meistens ein gutes Zeichen ist. Wir suchten uns gleich einen Platz, bestellten unsere Getränke und das Essen und schon meldete sich mein Magen wieder und ich begab mich direkt, ohne über Los zu gehen und die 100$ einzusacken schnurstracks auf die für Gentlemen gekennzeichnete Tür zu. Als ich da drinnen war traf mich fast der Schlag, wie dreckig und runtergekommen hier alles aussah. Gut, half nix, was muss, dass muss. Als ich dann aber beim Hände waschen, ich ekelte mich schon vor dem Anfassen des Wasserhahns, unter dem Waschbecken noch 2 6cm lange, tote Kakerlaken sah, da war’s bei mir aus und ich stellte mir gerade bildlich vor, wie diese Tierchen wohl auch in der Küche rumkrabbeln würden.
Als ich zurück an den Tisch kam sagte ich Iris nix davon, ich wollte ihr den Appetit nicht verderben. Nach einer Weile kam dann auch unser Essen. Argwöhnisch betrachtete ich meinen Teller und versuchte vom Fleisch ein Stück abzuschneiden. Das ging auf der einen Seite gar nicht, es war wie Gummi. Am anderen Ende glückte mein Versuch, doch was ich da schmeckte ließ mich alles sofort wieder ausspucken. So etwas ekelhaftes hatte ich überhaupt noch nirgends auf einem Teller bekommen, eine undefinierbare Mischung aus verkohlt und vergammelt.
Iris hatte bis jetzt zum Glück nur Salat gegessen. Ich rief postwendend nach der Waitress und gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass das mit Abstand das schlechteste Steak war, dass ich in den letzten 3 Jahren in den Staaten zu Essen bekam.
Sie fragte uns ob sie etwas anderes bringen könne, wir lehnten dankend ab und die Rechnung wurde uns erlassen.
Rückwärts zum Hotel wollten wir gleich noch tanken, damit wir das morgen früh weg haben. Doch wie schon so oft erlebt, schalten manche Tankstellen scheinbar auf Nachtbetrieb um, wo man dann immer noch die Postleitzahl eingeben muss und das funktioniert bei uns meistens nie.
Ich wollte gerade wieder einsteigen, da hörte ich ein lallendes Schreien. Ich drehte mich um und sah ca. 10m weg einen sturzbesoffenen Indianer, offensichtlich ein Rudiment des verpassten PowWow’s. Er schaute unentwegt zu mir rüber, klatschte dabei mit seiner zur Faust geballten Rechten in die offene linke Handfläche und schrie lallend, unentwegt: „Common’ white Motherf*!#er!“
Da ich weder eine Friedenspfeife, noch Utensilien für eine Kriegsbemalung, geschweige denn Feuerwasser dabei hatte, ignorierte ich ihn einfach, stieg ins Auto ein und wir fuhren los.
Immer noch hungrig kamen wir wieder im Motel an, Gott sei Dank hatten wir ja noch Bagels und Käse.Eins ist jedenfalls gewiss, Winslow sieht uns ab morgen nie wieder!
» mehr Fotos von Winslow gibt es hier «
Fotos und Texte dieser Seite © AR